Warum Paartherapie?

Wir leben in einer Zeit, in der unser Bewusstsein eine große Wandlung durchmacht, einer Zeit des Umbruchs. Die Beziehungen zwischen Männern und Frauen spiegeln diese tiefe Umbruchphase wider. Scheidungen nehmen zu, immer mehr Menschen leben allein, unfähig, eine Beziehung aufzubauen oder nicht mehr willens, das Drama vergangener Beziehungen zu wiederholen. Andere wandern von einer Beziehung zur nächsten, von einem Zyklus von Lust und Schmerz zum nächsten. Das tiefe Bedürfnis, zusammen und in Liebe zu wachsen, ist zwar immer noch vorhanden, bleibt aber oft eine unerfüllte Sehnsucht.

Wir haben heute einen viel höheren Qualitätsanspruch an Beziehungen als früher, gerade daran scheitern wir aber auch oft. Positive Modelle gibt es nicht, weil die Generationen vor uns solche Ansprüche nicht hatten. Es findet ein Paradigmenwechsel statt, in dem sich die traditionellen Bilder von Beziehung auflösen. So müssen und können wir neu lernen, eine liebevolle Beziehung aufzubauen und zu leben. Wir können uns nur dann weiter entwickeln, wenn auch unsere Beziehungen einen Wandel durchlaufen. Die Veränderung auf der Beziehungsebene ist gleichzeitig auch Ausdruck einer innerpsychischen, vielleicht sogar spirituellen Entwicklung. Paartherapie ist daher auch immer ein innerer Lern- und Versöhnungsprozess. Was muss ich ändern oder entwickeln, um den Ansprüchen an die Beziehung gerecht zu werden? Und welche unrealistischen Bilder und Vorstellungen von Beziehung und Liebe muss ich los lassen? … In der Paartherapie spielen ganz grundlegende menschliche Gefühle eine Rolle – von Liebe, Verbundenheit, Zugehörigkeit und Leidenschaft über Kränkung, Eifersucht, Betrug und Aggression bis hin zu Hass. Die ganze Bandbreite der Gefühle findet sich hier wieder.

Das Ziel der Paartherapie soll neben einer Steigerung der emotionalen Kompetenz eine beiderseitige Klarheit darüber sein, in welcher Form die Beziehung für beide Seiten lebenswert erscheint und welche Wege dafür beschritten werden wollen.

Inspiriert durch verschiedene Aus- und Fortbildungen habe ich eine strukturierte Vorgehensweise entwickelt, die sich zunächst auf die Interaktion und Lebensorganisation des Paares konzentriert. Später schauen wir auf Stolpersteine in der Paargeschichte, z.B. noch nicht ausgeräumte Kränkungen oder Verletzungen, die die Interaktion immer noch beeinträchtigen. Für ein tieferes Verständnis des Partners ist es oft auch hilfreich, einen Blick auf die Herkunftsfamilien zu werfen, dort entstandene Muster zu verstehen und gegebenenfalls zu verändern.

Diese Form von Verständnis- und Versöhnungsarbeit kann auch für andere Beziehungen hilfreich sein und zur Steigerung der Lebensfreude beitragen, zum Beispiel in Eltern-Kind-Beziehungen, Geschwisterbeziehungen, Ex-Beziehungen.